Personal Construct Psychology Konferenz 2009 in Venedig
Diese Tage, vom 20.-24.07.09, fand die jährliche internationale Personal Construct Psychology (PCP) Konferenz in Venedig statt. Der Veranstaltungsort war die malerische Universitätsinsel San Servolo (s. Foto), die an Schönheit kaum zu überbieten ist.
Die PCP Community ist insgesamt nicht sehr groß. Die Konferenz hatte knapp 200 Teilnehmer, was für die Weltkonferenz zu einem Feld nicht viel erscheint. Der Vorteil einer nicht zu großen Gruppe ist jedoch bedeutend, denn dies ermöglicht es, schnell Kontakte knüpfen zu können. Auf der anderen Seite fehlt der Gemeinschaft vor allem der demographische Mittelbau – denn viele Professoren sind Emeriti oder unweit davon entfernt, die meisten anderen stehen erst am Beginn ihrer akademischen Laufbahn. Dies ist einerseits problematisch, da das Feld somit stets im Begriff steht, weiter marginalisiert zu werden. Anderseits bietet es gerade jungen Wissenschaftlern die Möglichkeit, sich recht schnell in diesem Feld zu positionieren.
Über die Woche wurde zu den unterschiedlichsten Themen referiert: Zu Anwendungen in der klinischen Psychologie, in künstlerischen Bereichen, in der CSR Forschung etc. sowie natürlich zu methodischen Fragen rund um das Repertory Grid, was meinen Hauptinteresse entspricht. Die Anknüpfungspunkte für das eigene Forschungsinteresse waren bei einer solchen Bandbreite natürlich nicht immer gegeben. Die wichtigste Erkenntnis für mich vermittelte Prof. Richard Bell in seinem Vortrag über den Nutzen des Repertory Grids. Er zeigt hierbei einen bisher ungenutzten Weg auf, um Grids in Beziehung zu setzen. Hierzu nutzt er Random Effects Models, in denen er die Konstrukte als zufällige Variablen begreift. Man darf auf die folgenden Veröffentlichungen hierzu gespannt sein.
Wie viele Dinge im Leben ist auch der Besuch von Konferenzen von Lernprozessen begleitet. Während ich die ersten Tage versuchte, vielen Veranstaltungen beizuwohnen, wurde mir später klar, dass die nicht das Wichtigste ist. Denn was die Konferenz primär auszeichnet und für mich zu einem lohnenswerten Erlebnis machte, sind die Menschen, die man kennenlernt, die Kontakte, die man knüpft und die Erfahrungen, die man am Rand sammelt. So z. B. in Bezug auf das Relation Repertory Grid, eine spezielle von Guillem Feixas entwickelte Form des Grids zur Nutzung in der systemischen Therapie. Eine seiner Promotionsstudentinnen führte dieses für meinen Reisepartner und mich durch, was uns spannende Einblicke in die wechselseitige Wahrnehmung und Konstruktion unserer Personen bescheerte.
Ein weiterer spannender Kontakt ergab sich mit Matthias Rosenberger und Janko Buve von der Leipziger Firma EAC. Sie gehören zu den wenigen, die sich systematisch mit der personenübergreifenen Auswertung von Repertory Grids befassen und hierzu eine Software entwickelt haben.
Nicht zuletzt haben sich einige Personen gefunden, die Interesse haben, ein R-Package für die Auswertung von Repertory Grids zu programmieren. Ein repgrid Base Package hätte den Vorteil, beliebige Erweiterungen schnell implementieren und sie der Community zur Verfügung zu stellen zu können. Es bleibt zu sehen, ob diese Vorhaben Früchte trägt.
Filed under: Psychologie | 3 Comments
Sehr hilfreich wieder einmal lese gerne Ihre Artikel.