Ken Wilber Vortrag von Dennis Wittrock im Integralen Forum Bremen

Die Vier Quadranten - Ein Teil von Wilbers Bezugsrahmen
Vorgestern fand ein weiterer Vortrag von Dennis Wittrock aus einer Reihe zu den Denkansätzen von Ken Wilber im Integralen Forum Bremen statt. Ken Wilber ist eine der bekanntesten Personen im Bereich der wissenschaftlichen Spiritualität mit einem durch und durch integrativen Auftrag. Oftmals ist sein Name in akademischen Kreisen kein Begriff, obgleich er zu den meist übersetzten (über 34 Sprachen) und verkauften Wissenschaftautoren unserer Zeit zählt.
Seiner Arbeit liegt das Anliegen zugrunde, das menschliche Bewusstsein zu erforschen. Anders als man annehmen mag, ist dieser Ansatz jedoch nicht direkt der Psychologie zuzuordnen. Er ist wesentlich umfassender. Alle Phänomene des Geistes (Kultur,Kunst, soziale Gefüge etc.) und der Materie (wenn man dies trennen mag) erhalten ihren Platz und werden zueinander in Bezug gesetzt. Psychologie, Physik, Biologie, Soziologie, Kunst, Spiritualität etc. existieren nicht unabhängig im Kosmos, sondern werden in ein gemeinsamen Gefüge integriert. Er wirkt hiermit der Trennung unterschiedlicher Domänen entgegen, indem er einen integralen Bezugsrahmen denkt, in dem die Erkenntnisse der einzelnen Domänen ihren Platz finden. Wilber geht es hierbei u.a. um die Erfoschung von Gestzmäßigkeiten, die diesen Bezugsrahmen zusammenhalten und über welche sich dieser entfalten kann. Es ist bereits hier zu erahnen, dass dieser Bezugsrahmen nicht mit wenigen Sätzen zu erläutern ist. Dennis Wittrocks Vortragsreihe führt in diesen ein und ist z.T. hier online zu sehen.
Integrale Forschung und Psychologie
Für mich als Psychologen und spirituell interessierter Mensch ist dieser Bezugsrahmnen von großem Interesse. Die Psychologie erfährt immense Reibungsverluste durch sich bekämpfenden Domänen, z.B. sozialwissenschaftliche vs. naturwissenschaftliche Forschung. Zum anderen finden Phänomene wie religiöse Erfahrungen und Spiritualität erst in jüngster Zeit einen angemessenen Platz in der akademischen Psychologie, so z.B. in der transpersonalen Psychologie. Erst in jüngster Zeit,so habe ich das Gefühl, wird versucht eher nach gemeinsamen Anküpfungspunkten als nach Abgrenzungskriterien zu suchen. So z.B. auch bei uns in Bremen, wo sich seit kurzem Neuropsychologie und Psychoanalyse in der Hansestudie die Hand reichen.
Inspirierend empfinde ich besonders Ken Wilbers Buch „Integrale Psychologie„. In diesem wird ein Bezugsrahmen aufgespannt, in dem er versucht die bekannte psychologische Forschung zu integrieren. Dieser Bezugsrahmen wird durch etwa zwei Dutzend Entwicklungslinien des Bewußtseins aufgespannt, die z.T. gut beforscht sind (Moralentwicklung, kognitive Entwicklung, Ich-Entwicklung, Abwehrmechanismen) als auch andere, die bisher ein marginals Dasein fristeten (spirituelle Entwicklung). Bekannte Pathologien werden nun als Brüche in gewissen Entwicklungslinien identifiziert. Dieser Ansatz umfasst wesentlich mehr Perspektiven als in einzelnen Domänen der klinischen Psychologie i.d.R. gemeinsam diskutiert werden. Zum anderen umarmt dieser Ansatz die bekannten Perspektiven indem er ihnen jeweils eine erklärenden Rolle an gegebener Stelle auf bestimmten Entwicklungslinien zuweist. Es ist ein somit Ansatz, die fragmentierten Richtungen in einem Bezugsrahmen aufeinander zu beziehen. Hierbei muss man stets Bedenken,dass Wilber kein forschender Psychologe ist. Er rezipiert die Foschung und versucht gemeinsame Muster herauszuarbeiten. Er arbeitet aus einer Meta-Perspektive heraus. Ich bin gespannt zu sehen, ob dieser Ansatz langfristig Früchte trägt.
Integrales Business
Wie die meisten anderen war ich in meiner Jugend auf der Suche nach etwas und so fühlte ich mich zu allem Alternativen hingezogen. Mir kam die Welt, speziell die wirtschaftliche, ungerecht und kalt vor. Jahre später sehe ich vieles anders aber immer noch ist diese Vorstellung geblieben, dass mein tägliches Arbeitsleben mehr sein kann, als es vielerorts ist. Dass es ein Ort sein kann, an dem ich mich als Mensch entwickeln kann. Dass menschliche Bedürfnisse hier mehr Berücksichtigung finden als bisher. Ansätze wie TZI im Unternehmenskontext oder die Erkenntnis, dass die weiche Seite von Arbeitsbedingungen einen Wettbewerbsfaktor bei der Rekrutierung von Mitarbeitern darstellen sind leichte Formen dessen. Im Integralen Forum wurde ich auf ein Themenheft Integrales Business der Reihe Integrale Perspektiven (siehe Bild) aufmerksam. Dieses befasst sich mit Organisationsformen bzw. genauer gesagt emergenten Bewusstseinsformen in Organisationen, in denen eine integrale Perspektive gelebt wird. Hierbei handelt es sich nicht um reine Theorie. Brian Robertson arbeitet in seiner Softwareschmiede seit Jahren nach diesemVorgehen. In dem Themenheft ist ein Auszug mit einem Interview zu lesen (ein weiteres Interview findet sich hier). Einen ersten Eindruck der Thematik kann man auf der Webseite www.holacracy.org verschaffen.
Weitere Beiträge: Integrales Forum & Diplomarbeit von Margit Geilenbrügge
Ken Wilber

Ken Wilber
Trotz meiner intuitiven Ablehnung von Personenkults muss ich zugeben, dass mich dieser Mann fasziniert. Denn Ken Wilber erzeugt das, was man als Psychologe als kognitive Dissonanz bezeichnen würde. Er ist ein begabter Intellektueller und einer der Vordenker des Integralen Ansatzes. Als solcher erwartet man einen ehrwürdigen älteren Herrn im Armlehnensessel. Ken hingegen läuft, meist gekleidet in Dolce-Gabbana oder Gucci Klammotten, mit einem austrainierten Körper in einem Alter von nunmehr 59 Jahren durch die Gegend. Er ist ein Zeugnis seines Ansatzes und der integralen Praxis: Körper, Geist, Seele und Spiritualität zugleich zu fördern und harmonisieren.
Hier noch zwei interessante Videos mit Ken Wilber auf YouTube.
Ken Wilber on Seeking Enlightenment: Allgemeines Gespräch über Erleuchtung und spirituelles Wachstum.
Ken Wilber Stops His Brain Waves: Interessant für den Neurpopsychologen:
Mark Heckmann
Filed under: Psychologie, Spiritualität | 3 Comments
Schlagwörter: Integrales Business, Ken Wilber, Spiritualität
Hi Mark,
bin gerade zufällig auf deinen Blog gekommen und bin richtig begeistert, was du da bisher aufgebaut hast. Das scheint ja sowas wie ein öffentliches Tagebuch zu deiner Arbeit und deinen Interessen zu sein. Habe richtig Lust bekommen auch so einen Blog anzufangen. Was du in diesem Artikel +ber dieses Themenheft zum Integralen Business geschrieben hast, fand ich sehr interessant. Wo könnte ich dieses Themenheft denn bekommen. Ich fange ja ab August mein Praktikum in einer Unternehmensberatung an, die viel Kommunikationstraining und Coaching machen und auch einen humanistischen Hintergrund haben, und da wird das Thema dann für mich aktuell werden. Habe mich auch schon etwas mit Ken Wilber beschäftigt und fände es interessant mehr zu wissen über die Verbindung des „Integralen“ mit Business.
Ich habe jetzt auch wieder meine Wilber-Audio-Dateien gefunden und werde sie dir bald mal auf CD brennen. In welchem Raum des GWII sitzt du nochmal? Und wann sind deine Arbeitszeiten? Dann werde ich sie dir mal vorbeibringen!
OK, mach’s gut, und viel Spaß beim Bloggen!
Gruß Tim
Hallo Herr Mark Heckmann, mich interessiert das Thema Integrales Business, und die Broschüre die hier in Ihrem Blog abgebildet ist. Könnten SIe mir Quellen nennen. danke und beste Grüsse
Sonja.Maria.Herzog-Lang
Liebe Frau Herzog-Lang,
mehr zu dem Thema gibt es in der Zeitschrift Integrale Perspektiven (IP) vom Integralen Forum e.V., Ausgabe 02/2007 Titel: Integrales Business.
Herzliche Grüße,
Mark Heckmann